Lokalnachrichten aus München-Laim und Umgebung
Schlesien Heimat - Bilderausstellung in München-Laim, verlängert bis 1. September
Aus Anlaß des 60-jährigen Bestehens des Bezirksverbandes Oberbayern und des Landesverbandes in Bayern der Landsmannschaft Schlesien, Nieder- und Oberschlesien zeigt Prof. E. E. Korkisch vom 7. Juli bis zum 1. September die Bilderausstellung "Schlesien Heimat" in der Stadtbibliothek Laim in der Fürstenriederstraße 57. In Zusammenarbeit mit der Stadtbibliothek und dem Bezirksverband Oberbayern ist eine beeindruckende und manchmal wehmütige Schau historischer Motive gelungen.Mit der Ausstellung soll auch daran erinnert werden, daß es gerade in München-Laim war, wo die durch die ethnischen Säuberungen vertriebenen Schlesier eine Zufluchtsstätte erhielten. Durch den Erlaß der "Bierut-Dekrete" hatten im Sommer 1945 Millionen Heimat und Habe verloren, welche als "herrenloses Gut" von den polnischen Behörden entschädigungslos konfisziert wurde. Wieviele Schlesier bei den Vertreibungen ihr Leben verloren ist bis heute umstritten, jedoch auch die von offizieller Seite veröffentlichten Zahlen gehen in die Hunderttausende. Bis weit in die fünfziger Jahre hinein wurden Deutsche "ausgesiedelt".
In Laim wurden die Schlesier schnell heimisch, auch wenn München insbesondere für die ältere Generation nur "2. Heimat" werden konnte - zu tief sind die Wurzeln in Schlesien, welches seit über 800 Jahren eine deutsche Bevölkerungsmehrheit hatte. Aber sogar einen Fußballclub (Schlesien - Breslau 98) gründeten die Schlesier in der Fremde, durch diese Aktivitäten wurde München so zur Keimzelle der Landsmannschaft Schlesien, Nieder- und Oberschlesien.
Die Ausstellung in der Stadtbibliothek Laim umfaßt 63 Bilder meist historischer Motive schlesischer Städte und Landschaften - thematisiert in vier Abschnitten: Oderniederungen, niederschlesisches Bergland, Glatzer Bergland, Oberschlesien. Interessierte Besucher erwarten Motive aus Breslau, Oppeln, Hirschberg und Glogau - Namen, die in den Schullehrplänen leider keine Rolle spielen und der jungen Generation kaum noch bekannt sind.
Der Mittelpunkt Schlesiens, die Stadt Breslau wurde bereits um 900 n.Chr. von Wratislaw l. von Böhmen am günstigsten Oderübergang als Grenzburg Wratislawa gegründet. 999 eroberte der polnische Herzog Mieszko l. das Land Schlesien und zur gleichen Zeit entsteht das Bistum Breslau als Teil des durch Kaiser Otto III. gestifteten Erzbistums Gnesen. Ab 1163 wirbt der am Thüringer Hof Kaiser Barbarossas aufgewachsene Herzog Boleslaus "der Lange" im Westen um Kaufleute, Bauern, Handwerker. Baumeister und Künstler. Sein Sohn und Nachfolger ab 1201, Heinrich l., ehelicht die 1276 heilig gesprochene Hedwig von Andechs und Meran, die im ersten Frauenkloster Schlesiens in Trebnitz ihre zur Wallfahrtstätte gewordene Grablege fand.
Nach den Verheerungen des Mongolensturms 1241 erfährt das Land einen Aufschwung, der noch im heutigen Erscheinungsbild von Städten und Landschart die eigentliche deutsche Aufbauleistung widerspiegelt. Die Städtegründungen basieren auf dem Magdeburger Stadtrecht, sind nach dem Osteibischen Baublocktypus angelegt, daneben mit der Variante des Schlesischen Doppelstrassensystems. Mit dem Vertrag von Trentschin, 24. 8. 1335, ratifiziert am 9. Februar 1339 in Krakau, kommt Breslau und Schlesien unter die Herrschaft Böhmens und wird damit seitdem Teil des Deutschen Reiches. Mit diesem Vertrag gab Kazimir der Große alle Ansprüche Polens auf die von den Piasten dominierten schlesischen Territorien auf ewige Zeiten auf.
Unter Kaiser Karl IV. (1346 ? 1387) wird von Prag als Reichsmittelpunkt Schlesien stark gefördert. Reformation, Dreißigjähriger Krieg, Gegenreformation, Barockzeit und Siebenjähriger Krieg hinterlassen im Lande ihre Spuren und finden Ausprägung in Denken und Handeln, in Mystik, Religion, Dichtkunst und Musik ihrer Bewohner, aber auch in der technischen Entwicklung des 1 Q.Jahrhunderts. Hier wird Schlesien zu einem der reichsten Reichslande, wird zur "Kornkammer des Reichs" und mit den Bodenschätzen Oberschlesiens zu einem zweiten Ruhrgebiet.
Von alledem gibt die Ausstellung in Bild und Text Kunde. Sie ist mit 64 vorwiegend aktuellen Bildern dabei gut überschaubar und in vier Teilen klar gegliedert. Der Besucher erhält Zugang zu einem bedeutenden Teil unserer Geschichte und erkennt gleichzeitig den Wert einer großen Überlieferung.
Besonderer Dank gebührt Frau Stefanie Zech, Chefbibliothekarin in der Stadtbücherein München ? Laim, die es ermöglichte, in den Bibliotheksräumen die Ausstellung dem Publikum zugängig zu machen. Herr Prof. E. E Korkisch, der mit großem Einsatz und Initiative diese Ausstellung zusammengestellt hat, gebührt ebenfalls ganz großer Dank.
(R. Maywald, M. Schmidt, Foto: wikimedia commons)
Eingetragen am 11.08.2010
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